Rückblick der AG „Landwirtschaft & Ernährung“ auf einen Tag erfolgreicher Kooperation und vielfältiger Kommunikation.
Ein Ziel von Grefrath kann Klima ist es, Klimaschutz zu einem öffentlichen Thema in Grefrath zu machen. Mit der Veranstaltung am Sonntag, den 30. Juni 24 auf dem Funkenhof, ist das gelungen, denn nicht nur am Tag selbst ging es um Klimaschutz in konventionellen Landwirtschaftsbetrieben, sondern schon im Vorfeld wurde viel diskutiert, ob diese zwei Begriffe überhaupt zusammenpassen.
Circa 1000 Besucher*innen folgten der Einladung auf den Milchviehbetrieb. Dort erwartete sie ein umfangreiches Informationsangebot über Tierhaltung und Milchwirtschaft nach aktuellen Standards sowie zur Energieerzeugung (Photovoltaik plus Biogas). Auf die Beine gestellt werden konnte das aufwändige Programm inklusive Bewirtung nur mit tatkräftiger Unterstützung aus der Bauernschaft, von Landfrauen und Landjugend. Die Molkereigenossenschaft Arla, die ihr Nachhaltigkeitsprogramm vorstellte , unterstützte das Kinderprogramm.
Von zentraler Bedeutung für das ganze Projekt der AG Landwirtschaft & Ernährung waren aber zwei Talkrunden unter dem Motto „Dialog statt Vorurteil“. Deren Ziel war es, einmal aus einer ungewohnten Perspektive auf die Höfe zu schauen: sie als Pioniere der Energiewende und in diesem Kontext auch als wichtige Akteure im Gemeindegebiet wahrzunehmen. Und miteinander ins Gespräch zu kommen, statt übereinander zu urteilen.
Grefrather Landwirte, ein Ackerbau-Berater, der zu vielen Höfen Zugang hat, ein Wasser-Berater der Landwirtschaftskammer sowie ein Bio-Bauer, der für die Landwirtschaftskammer tätig war, standen bereit, um Fragen zu Klimaschutz/Klimawandel, aber auch zu allen anderen Themen, die heute mit der Landwirtschaft in Verbindung gebracht werden, zu beantworten. „Bringt alle Eure Fragen mit!“, hatte Matthias Funken über die Presse bekannt gegeben. Leider trauten sich nur wenige, kritische Fragen an die Podiumsteilnehmer zu stellen.
Die erste Gesprächsrunde leuchtete die zwei Begriffe „Klimaschutz“ und „Kreislaufwirtschaft“ aus, hier standen die Daten vom Funkenhof stellvertretend für die Leistung vieler Höfe, die weit mehr Energie erzeugen als sie selbst verbrauchen. Was Kreislaufwirtschaft, eigentlich ein Charakteristikum traditioneller Landwirtschaft, heute bedeutet, erklärte Matthias Funken rund um die Kuh: Die Tiere fressen selbst erzeugtes Futter (allenfalls ergänzt durch ein regionales Abfallprodukt), verdichten die Nährstoffe zu Milch und Fleisch, ihre Exkremente werden zur Biogasgewinnung nutzbar gemacht, die Restgülle dient als Stickstoffdünger.
Wie man die Nitratbelastung der Böden im Kreis Viersen erfolgreich senken konnte, erläuterte Wasserberater Andreas Hartges: er und seine Kollegen suchen mit den Landwirten nach individuellen, an die Bodenbeschaffenheit und Hofgröße angepassten Maßnahmen.
Insgesamt würden die Bemühungen der Landwirte gesellschaftlich nicht genug gewürdigt, meinte ein Landwirt, der gerade einen teuren Traktor mit Elektroantrieb gekauft hat. Es waren viele Kollegen unter den Besuchern, denn ein Hoftag unter klimapolitischen Schlagworten und mit einem bewusst verständigungsorientierten Ansatz, das war ungewöhnlich. Die Erwartungen an die Diskussionen waren entsprechend hoch und kaum zu erfüllen.
Aber: Es wurde deutlich gemacht, dass ein Schwarz-Weiß-Denken in der Landwirtschaft keinen großen Fortschritt bringt. Die Große Transformation braucht ALLE Landwirte – konventionell wie bio – um die Energiewende, die Agrarwende, die Ernährungswende gemeinsam mit den Verbrauchern zu realisieren. Auch kleine Schritte Richtung Nachhaltigkeit müssen sichtbar gemacht und gesellschaftlich anerkannt werden.
Presseecho: https://rheinischer-spiegel.de/ein-tag-voller-dialoge-und-einsichten-erfolgreicher-hoftag-auf-dem-funkenhof/